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August 2016

Re-Clocking, die beste Art digitales Audio zu verbessern

Der erfahrene britische HiFi-Journalist Andrew Everard hat den MUTEC MC-3+ Smart Clock USB auf Bits und Kilohertz getestet. Dabei konnte der MC-3+USB in Kombination mit jedem DAC voll überzeugen und mit einem deutlich erkennbaren, klanglichen Zugewinn begeistern.

Deutsche Pro-Audiofirma beweist, dass Timing für den bestmöglichen Klang ganz wesentlich ist

Das ist eigentlich das Problem, wenn man sich für Audio interessiert: Gerade, wenn Sie denken, Sie hätten Ihr System vollständig in Ordnung, kommt etwas daher, das Ihre Annahme in Frage stellt und Ihnen zeigt, dass es immer noch Raum für Verbesserungen gibt. Das Problem ist (zumindest) ein Zweifaches, wenn Sie einen wesentlichen Teil Ihres Lebensunterhaltes mit dem Testen von HiFi-Geräten bestreiten: Das eigene System stellt eigentlich weniger das berühmte offene Fenster in die Welt der Aufnahmen dar als eher eine Drehtür. Zudem sieht man sich fast täglich immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob "anders, auch wirklich besser?" bedeutet.
(Tatsächlich ist schon der Versuch, mit dem Testen von HiFi-Equipment seine Brötchen zu verdienen, ein eigenes Problem, aber das ist ein anderes Thema.)

Nur gelegentlich begegnet man einem Gerät, das die eigenen Bewertungsparameter verändert und ein Umdenken der eigenen Annahmen bewirken kann. Beim MUTEC MC-3+USB, einem kleinen schwarzen (oder silbernen) Kasten mit einer Batterie von Lämpchen, ist dies der Fall. Hergestellt von einem deutschen Unternehmen, das sich auf Pro-Audiogeräte spezialisiert hat und derzeit dabei ist, Zugang in einer Nische des weltweiten Audiomarktes zu finden.

Aus mehreren Quellen, denen ich einfach deshalb vertraue, weil sie sich mit ihrem Hörgeschmack und ihren Erfahrungen mit meinen Vorstellungen decken, hatte ich gute Dinge über den MUTEC gehört. Von daher war ich gespannt darauf, ihn zu hören und selbst herauszufinden, worum all der Wirbel gemacht wurde. Ich muss zugeben, eine gewisse Portion an Zynismus besessen zu haben, ganz zu schweigen von dem Gefühl á la "Brauche ich wirklich noch eine schwarze Kiste in meinem System? Ich dachte doch, das digitale Audiozeug sollte das Leben einfach machen". Während der komplett weiße Versandkarton lange in meinem Hörraum herumstand, kam und ging eine immerwährende Prozession von Testprodukten, an die ich mich wagte und sie einem Test unterzog. Irgendwann konnte ich den MUTEC einfach nicht mehr ignorieren und baute ihn schließlich in mein System ein.

Sie können sich nun vorstellen, dass ich nicht gerade mit viel fiebriger Erwartung an die Sache ging. Nun denn, wie viel Unterschied sollte eine weitere Veränderung schon ausmachen? Ich hatte bereits einen speziell für das Abspielen von Audiodateien konzipierten Computer gekauft, der so konfiguriert war, dass fast alles, was nicht soundbezogen war, ausgeschaltet war und dann über ein paar Audioquest Jitterbugs lief. Lohnte es sich überhaupt noch irgendwas anderes zu unternehmen?

War es wirklich die Mühe wert eine weitere Komponente, die mit ungefähr £ 800,- mehr kostet als viele qualitativ hochwertige DACs, in das System einzubauen, vor allem, da ich doch immer ganz ein Verfechter von "weniger ist mehr", "die Signalwege so kurz wie möglich halten" usw. gewesen war?
Und überhaupt, was soll der MUTEC in seinem Einsatzgebiet denn soviel besser können?

Zeit für eine Erklärung
Nun, der MC-3+USB ist das neueste Gerät in der Produktreihe eines Unternehmen, für das Timing fast alles bedeutet: Mit Sitz in Berlin, stellt MUTEC eine Reihe von Takterzeugungs- und Taktverteilungsgeräten sowie Abtastraten- und Formatwandlern her, die in professionellen Audio- und Videoanwendungen zum Einsatz kommen.

Einfach ausgedrückt müssen alle digitalen Signale an einem Mastertakt ausgerichtet werden, einer Art von elektronischem Ultra-Highspeed-Metronom, welches eingesetzt wird, um die Dinge in Ordnung zu halten. Sollte also der Mastertakt Ihrer digitalen Quelle von einem anderen Blatt singen als der Takt Ihres Digital-Analog-Wandlers, dann können Probleme bei der Wandlung digitaler Ziffern im Audio entstehen. Wie gesagt: "einfach ausgedrückt"...

Das Ergebnis ist Jitter, was man am ehesten bei Videosystemen wahrnimmt, wo es manchmal als leichtes Bildflackern zu sehen ist. Aber auch im Audio kann es subtile Effekte auslösen, wie z.B. den Verlust von Detailgenauigkeit des Klangs oder in Extremfällen sogar Klick- und Plopgeräusche.

Die optimale Lösung ist von daher, alle Geräte einer digitalen Kette vom selben Mastertakt ansteuern zu lassen und das ist genau das, was die Referenztaktgeneratoren und -verteiler von MUTEC übernehmen. Was der netzbetriebene MC-3+USB mit seinen knapp 20 cm Breite und etwas mehr als 4 cm Höhe im Speziellen tut, ist ein digitales Eingangssignal mithilfe eines äußerst präzisen Taktsignals ‚neu zu takten’ und es dann an einen DAC Ihrer Wahl auszugeben.

Eigentlich tut er sogar noch mehr als das: Der MUTEC säubert nicht nur die digitalen Daten, sondern er entfernt alle Taktdaten aus dem eingehenden Signal und ersetzt sie durch das Ausgangssignal seiner eigenen internen Hochpräzisions-Clock, was der Hersteller als "agressives Re-Clocking" bezeichnet. Um alles synchron zu halten, kann er in einer Studioumgebung dieses Taktsignal auch an andere Geräte mit Takteingängen weitergeben oder ein eingehendes Signal eines externen Taktgenerators verarbeiten.

Von größerem Interesse für den Audio-Enthusiasten wird wahrscheinlich die Fähigkeit des MUTEC sein, eine Vielzahl von digitalen Eingangsverbindungen zu akzeptieren - USB, optische und koaxiale S/P-DIF sowie AES/EBU - und sie nach dem Re-Clocking über eine ebenso umfangreiche Reihe von Verbindungsmöglichkeiten wieder auszugeben.

Wandlung inbegriffen
Er bietet auch Formatkonvertierungen an und kann Eingangssignale bis hin zu DSD256, welches eine Abtastrate von 11,2 MHz verwendet, akzeptieren und sie als Signale von bis zu 176,4 kHz ausgeben, wobei er auch direkt eine DSD-zu-PCM-Konvertierung vornimmt. MUTEC weist darauf hin, dass es sich hier nicht um eine Abtastratenumwandlung handelt (dies zu vermeiden war ein wesentliches Element des Designs), sondern um "eine direkte Abwärtsteilung des DSD-Datenstroms, respektive seiner eingebetteten Abtastrate".

Mit anderen Worten, es wird DSD runter bis 176,4 kHz, 88,2 kHz oder sogar 44,1 kHz (wenn es eben sein muss) konvertiert, aber nicht in 192 kHz, 86 kHz oder 48 kHz umwandelt, da dieses keinen direkten Abwärtsschritt der Abtastrate darstellt.
Kein elektrisches Rauschen eines angeschlossenen Computers kann zum angeschlossenen DAC durchdringen, da der USB-B-Eingang eine volle galvanische Trennung besitzt.

Wie bei seiner Herkunft aus dem Pro-Audiobereich und all seinen umfangreichen Möglichkeiten zu erwarten war, sieht der MUTEC, obwohl er nur zwei Knöpfe zur Bedienung und einen dritten zum Ein- und Ausschalten besitzt, zunächst einmal verwirrend aus. Was im Wesentlichen daher kommt, dass die ganze Frontplatte mit 33 LED Anzeigen und einer Menge kleiner Aufschriften vollgestopft ist. Bei all den Spezifikationen hieß es, eine Menge auf einem Produkt mit relativ wenig Platz auf der Frontplatte unterzubringen und dazu noch solch einen Namen wie "Synchronisierbare Digital Audio Master Clock und Audio Re-Clocker mit USB Schnittstelle"!

Doch sobald man den Dreh mit der Bedienung raus hat - es gibt eine Menüauswahl und eine Taste, um durch die Optionen zu blättern - dauert es nicht lange, den MC3+USB einzurichten. Wenn Sie Ihre Wahl getroffen haben, können Sie Ihre Einstellungen vornehmen, wobei Ihre neugierigen Finger sich nicht von all den leuchtenden Lämpchen ablenken lassen sollten. Sollten Sie sie als störend empfinden, können Sie tatsächlich alle Lämpchen ausschalten und den MUTEC quasi im ‚Stealth-Modus’ verwenden. Glauben Sie mir, Sie werden sie als störend empfinden.

Also (tief Luft holen) funktioniert es wirklich? Die einfache Antwort ist JA, und das in Kombination mit jedem einzelnen Gerät, das ich ausprobiert habe. In den vergangenen Monaten kam und ging eine irre Ansammlung an DACs durch mein Zimmer, von in Vollverstärkern integrierten DACs bis hin zu audiophilen Spitzenmodellen ohne Oversampling. In jedem einzelnen Fall brachte der MUTEC einen sofort erkennbaren, klanglichen Zugewinn, der von einer saubereren Detailwiedergabe selbst feinster Aufnahmenuancen bis hin zu einem gestrafften Rhythmus- und Timinggefühl reichte und sofort erkennbar war und - mein persönlicher Favorit – eine verstärkte Präsenz bot.

Mit anderen Worten, Aufnahmen, die ich aus dem MacMini über Audirvana+ abspielte (mein Standard Setup für die DAC-Tests und in zunehmendem Maße für mein privates Hören) klingen einfach natürlicher und echter. Es handelt sich dabei nicht nur um eine subtile Verbesserung. Selbst bei relativ billigen DACs, wie sie in einigen preisgünstigeren Verstärkern verbaut werden, scheint die klangliche Aufwertung in allen Aufnahmesparten statt zu finden und bisher ist mir noch kein DAC begegnet, dessen Leistung nicht von der Einbeziehung des MUTEC in die Signalkette profitiert hätte.

Und natürlich bietet er auch den nicht unerheblichen Vorteil, Ihren Computer USB-Ausgang mit DACs, die nur mit herkömmlichen S/P-DIF-Eingängen versehen sind, nutzen zu können. Benutzt man z.B. den Naim DAC, verwandelt er den bereits sehr guten Digital-Analog-Wandler in einen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen USB-DAC.

Ich gehe tatsächlich soweit zu behaupten, dass bei den meisten DACs, die die direkte Zuführung von DSD-Daten per USB anbieten (in der Regel in Form von "DSD over PCM Frames" oder DoP), der Klang der gleichen Dateien, vom MUTEC intern gewandelt und an den DAC als 176,4 kHz/ 24-Bit über koaxiales Digital ausgegeben, eine deutlich größere Wirkung und Ausstrahlung besitzt und ein gutes Gefühl von der "Richtigkeit" der Musik vermittelt.

Als Werkzeug für Tests ist der MC-3+USB insofern etwas problematisch, als er einige inhärente Mängel eines DAC beim Testlauf maskieren kann. Aber als eine Möglichkeit herauszufinden, was sonst in der Audiokette geschieht, erweist er sich von unschätzbarem Wert: Insbesondere bildet er eine sehr starke digitale Audio-Kombi mit einem kostengünstigen MacMini und dem Naim DAC und das, wie ich kürzlich in einigen Hörsitzungen entdecken konnte, beginnt ein neues Licht auf die Auswirkungen selbst kleiner Veränderungen bei den mit digitalen Daten gespeisten Geräten zu werfen.

Aber vielleicht ist das eine andere Geschichte für später...

Der Mutec MC-3+ Smart Clock USB ist erhältlich durch den UK Vertrieb Affinity Audio.
Verfasser: Andrew Everard

Mehr über den MC-3+ Smart Clock USB

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