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März 2017

Für wen die Stunde schlägt - der MC-3+USB im Test

Wie die meisten Audiophilen glaubten auch die Redakteure bei Hi-Fi News bisher, dass USB, obwohl es praktisch ist, in Sachen Klangqualität im Vergleich zu S/P-DIF eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Kann MUTEC daran etwas ändern?

Für wen die Stunde schlägt - der MC-3+USB im Test

Bericht: Andrew Everard Labor: Paul Miller

Nun haben Sie sich also schon reichlich Gedanken zu all dem ‚Computer Audio’-Zeugs gemacht: Alle Ihre Musikstücke sind auf einem Computer digitalisiert, auf ein NAS oder eine USB-Harddisk überspielt und jetzt sind Sie endlich bereit, Ihren PC oder Mac mit einem DAC oder dem Digitaleingang Ihres Verstärkers zu verbinden, um sich dann gemütlich hinzusetzen und die Musik zu genießen. Doch plötzlich sagt Ihnen jemand: „Moment mal, was du wirklich brauchst, um dein System zu optimieren, ist ein kleiner schwarzer Kasten mit ganz vielen Lämpchen, von denen du die meisten wahrscheinlich nie benutzen wirst, der aber, ganz ehrlich, deine Anlage wesentlich besser klingen lassen wird.“

Mit Recht dürften Sie dann misstrauisch sein, denn die HiFi-Welt ist schon reichlich mit ‚magischen schwarzen Kästen’ gesegnet und auf den ersten Blick scheint der 800,- Pfund teure MUTEC MC-3+ Smart Clock USB dazu zu gehören. Insbesondere wenn Sie am Mantra ‚Zahlen sind doch bloß Zahlen’ festhalten und die logische Folgerung daraus ziehen, dass eine Verbindung zwischen Ihrer Quelle und dem DAC entweder vorhanden ist und perfekt funktioniert oder eben nicht. Es lohnt sich jedoch mal genauer hinzuschauen und den MC-3+USB als einen speziellen Fall wahrzunehmen. Nicht nur, weil MUTEC eine äußerst respektable Geschichte im Pro-Audio- und Videosektor vorzuweisen hat, sondern auch, weil das Gerät von einer deutschen Firma ohne die geringste Spur von ‚New Age – die Erde ist eine Scheibe’–HiFi-Mystik daher kommt.

Ein aufgewecktes Kerlchen
Zum Background der Firma finden Sie unten im MUTEC Masterclass-Kasten weitere Infos. MUTECs professionelle Wurzeln lassen erahnen, warum es hinten an diesem schwarzen (oder silbernen) Kästchen so viele Ein- und Ausgänge für all die scheinbar reichlich vorhandenen Möglichkeiten und Funktionen gibt.

Also, was ist der MC-3+USB denn eigentlich? Nun, MUTEC bezeichnet ihn als ‚Smart Clock’ und diese Bezeichnung möge für diesen Test vorerst genügen. Was er zumindest im Kontext eines normalen Audiosystems leistet, ist, dass er ein digitales Eingangssignal über einen präzisen internen Taktgeber neu taktet und es dann in gereinigter Form an Ihren DAC wieder ausgibt.

Die Firma fasst es folgendermaßen zusammen: der MC-3+USB bewirkt die Verbesserungen dadurch, dass er ‚zuerst einen mit äußerst geringem Jitter und hervorragendem Noise-Verhalten versehenen Takt unter Benutzung modernster Industriestandards verwendet und dann die digitalen Audioeingangssignale mit Hilfe der MUTEC-eigenen 1G-Clock-Technologie radikal neu taktet.’

Während dieses Prozesses bietet das Gerät auch eine Formatumwandlung an, welche sogar eine DSD-PCM-Konvertierung umfasst, sowie das Wandeln von Eingangssignalen nativ oder als DSD über PCM (DoP) bis hoch zu 11,2 MHz und herunter zum DAC-kompatiblen 176,4 kHz, damit selbst ältere DACs diese neueren Formate benutzen können. Der MC-3+USB bietet auch einen galvanisch isolierten USB-Eingang für die asynchrone Verbindung zum PC oder Mac, sowie eine Reihe digitaler Ausgänge von S/P-DIF (BNC, RCA und Toslink) bis hin zum AES/EBU-Standard über XLR.

Für was sind denn nun all die anderen Anschlüsse und Lämpchen? Sicherlich werden sie bei Heimanlagen von geringerem Nutzen sein, aber in seiner Funktion als externer Taktgeber versorgt der MC-3+USB andere Digitalgeräte mit einer wesentlich genaueren Master-Taktreferenz. So können in einer Studioumgebung, wo schon mal während einer Produktion mehrere Digitalgeräte parallel Verwendung finden, diese an eine einzige Masterclock angeschlossen werden, um zur Jittervermeidung, salopp gesprochen, ‚vom selben Blatt zu singen’.

Nicht nur für Profis
Obwohl der MC-3+USB für den Heimgebrauch irgendwie überqualifiziert zu sein scheint, kann er doch einen gehörigen Unterschied beim Klang digitaler HiFi-Anlagen bewirken. Neben meinem abgespeckten Mac Mini Computer und dem üblichen Naim DAC befand sich das MUTEC-Gerät viele Monate in meinem Rack und ich probierte es mit allen von mir in den HFN getesteten DACs und Digitalverstärkern aus. Ich kann nur sagen, dass es immer einen sehr positiven Effekt auf den Klang hatte und die an den DACs vorhandenen USB-Eingänge bei weitem ausstach.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mich anfangs eher für dieses Gerät interessierte, um den ‚Musik-Computer’ an meinen DAC ohne USB-Eingang anzuschließen. Aber nachdem ich das Gerät wesentlich länger als die meisten Testprodukte in Benutzung hatte, kann ich es nicht nur denen empfehlen, die einen ‚USB-Eingang’ für ihren DAC suchen, sondern auch allen als Zusatz für jedweden DAC da draußen.

Es ist nicht nur die deutlich klarere Wiedergabe, die es bei so verschiedenen Aufnahmen wie beim Stones’ Blue & Lonesome (Rolling Stones Records 571494-2, 96kHz/24 bit) und Tamsin Waley-Cohens Reihe von Harris and Adams Violin Concertos (Signum Records SIGCD468, 96kHz/24 bit) bietet. Mit dem MC-3+USB in der digitalen Kette wird der Sound dynamischer, das Klangbild erscheint fokussierter und dreidimensionaler und besonders beim Blues-Set tritt der Bass sowohl besser aufgelöst als auch mit überzeugendem Druck hervor.

‚Seine Wirkung geht weit darüber hinaus,
ihn nur als einen zusätzlichen USB-Eingang für den DAC anzusehen’

Dieser ‚irgendwie echter’-Effekt ist besonders auffallend bei instrumentalen Solo- und Kleinensemble-Aufnahmen wie z.B. bei Together, As One (Edition Records EDN1078, 96kHz/24 bit) von Dinosaur, wo jeder Teil der Aufnahme einfach soviel definierter und klanglich überzeugender klingt, dass die Musik leichter zu genießen ist und einen wesentlich mehr anspricht.

Eine sofortige Steigerung
Ich gehe tatsächlich soweit zu behaupten, dass für wesentlich weniger Geld bei Einsatz des MUTEC Re-Cockers die Performance meiner Mac Mini/Naim DAC-Kombi (wobei ersterer Audirvana Plus nutzt und letztere Komponente das 555PS-Netzteil besitzt) sehr nahe an die meines absoluten High-Dnd Netzwerkspielers Naim NDS/55PS kommt.

Eine kurze Überschlagskalkulation, meinen Mac Mini und ein auf MUTEC basierendes System betreffend, ergäbe einen netten Gewinn von knapp £5000 (oder 280 hochauflösenden Downloads). Sicherlich wäre das Interface nicht ganz so schick, aber die klanglichen Einbußen wären nur minimal, wenn überhaupt wahrnehmbar.

HI-FI NEWS Urteil
Der MC-3+ Smart Clock USB stellt einen exzellenten Gegenwert dar, der mit allen getesteten DACs einen sehr deutlich hörbaren Gewinn bringt. Eine abgespeckte Version ohne alle Word Clock-Anschlüsse könnte sogar noch zu einem wesentlich größeren Schnäppchen werden. Eine Sache, die sich MUTEC vielleicht mal überlegen sollte, wenn es weiter in Richtung Consumer- bzw. HiFi-Liebhabermarkt geht. Momentan hat dieses noch deutlich auf den professionellen Markt abgestimmte Gerät dem ernsthaften ‚Computer Audio’-Enthusiasten wirklich eine Menge zu bieten.

Klangqualität: 88%

Laborbericht
MUTEC MC-3+USB

Am MC-3+USB eingehende USB-Daten werden neu getaktet und formatkonvertiert, und anschließend an bis zu fünf S/P-DIF- und AES-Ausgängen ausgegeben, während an beliebigen S/P-DIF-Verbindungen anliegende Daten über den USB Typ B-Anschluß an einen Computer zurückgeführt werden können. So oder so profitieren USB oder rauschende bzw. jitterbelastete S/P-DIF-Daten hier von der gebotenen Signalaufbereitung. Vergleichen Sie hierzu das bandbegrenzte S/P-DIF-Signal mit seinen 23 nsek Anstiegszeit (roter Strich) mit der verbesserten Flanke des MC-3+USBs S/P-DIF-Ausgang (schwarzer Strich) und seiner Anstiegszeit von nur 6,7 nsek (siehe Grafik im englischsprachigen PDF).

Wie stark sich diese Fehlerreduktion und das Fehlen von umgebenden HF-Erdströmen auf die Performance des angeschlossenen DAC auswirkt, hängt im Wesentlichen von der Empfindlichkeit seine Eingangsstufe sowie von der Datenaufschlüsselung und dem Jitter-Unterdrückungssystem ab. Zur Veranschaulichung: Oppos ausgezeichneter BDP-105D Universalspieler/DAC (HFN Januar 2013) zeigt eine circa 5dB Reduktion an Rauschen und unkorreliertem Jitter, wenn der MC-3+USB zwischen dem PC (USB–MUTEC-S/P-DIF, roter Strich, Grafik 2) und dem eingebauten DAC (USB direkt, schwarzer Strich) eingeschliffen wird. Ein weiteres Beispiel ist beachtenswert, denn der Vergleich einer USB-an-Devialet 800-Kombination (rotes Spektrum, Grafik 3) mit einer USB-MUTEC-AES Devialet-Kombi (schwarzes Spektrum) ist weniger eindeutig. Hier findet keine wesentliche Rauschminderung und nur 10 psek an korrelierter Jitter-Reduktion statt (schauen Sie sich dazu die Meinung auf Seite 103 an). PM

MUTEC Masterclass
Die in Berlin ansässige Firma MUTEC hat sich im vielleicht anspruchsvollsten und skeptischen Sektor einen Namen gemacht: Dem Pro Audio Markt. Studios und ihre Toningenieure lassen sich in der Regel nicht von stylischen Gehäusen oder Marketingslogans verleiten, sondern haben eher eine pragmatische ‚friss oder stirb“ Haltung gegenüber neuem Equipment. MUTEC konzentriert sich deshalb auf eine Reihe von Produkten mit eher funktionaler Optik und dafür großartigem Preis-/Leistungsverhältnis. Der MC-3+USB ist eine Weiterentwicklung vom ursprünglichen MC-3. Letzterer richtet sich eher an Nutzer von konventionellen Digitalschnittstellen, vor allem weil er rund 200,- Pfund günstiger ist als die USB-Version. Andere Geräte aus der MC-3 Produktreihe bieten die Erzeugung und Verteilung von Takten für Videosignalketten, für Video-Postproduktionsanwendungen, während andere Geräte wie der iClock noch höherwertige Taktsignale für die Anwendung in Rundfunkanstalten und Masteringstudios bieten.


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